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Lamentationes di Geremia

(Emilio de Cavalieri)

PRIMA DIE LECTIO PRIMA
ALEPH Wie liegt die Stadt so verlassen, die voll Volks war! Sie ist wie eine Witwe, die Fürstin unter den Völkern, und die eine Königin in den Ländern war, muß nun dienen.
BETH Sie weint des Nachts, daß ihr die Tränen über die Backen laufen. Es ist niemand unter allen ihren Liebhabem, der sie tröstet. Alle ihre Freunde sind ihr untreu und ihre Feinde geworden.
GHIMEL Juda ist gefangen in Elend und schwerem Dienst, es wohnt unter den Heiden und findet keine Ruhe; alle seine Verfo!ger kommen heran und bedrängen es.
Jerusalem, Jerusalem, bekehre dich zu deinem Herrn!

PRIMA DIE  LECTIO SECUNDA
VAU Es ist von der Tochter Zion aller Schmuck dahin. Ihre Fürsten sind wie Hirsche, die keine Weide finden und matt vor dem Verfolger herlaufen.
ZAIN Jerusalem denkt in dieser Zeit, da sie elend und verlassen ist, wie viel Gutes sie von alters her gehabt hat, wie aber all ihr Volk darniedersank unter des Feindes Hand und ihr niemand half. Ihre Feinde sehen auf sie herab und spotten über ihren Untergang.
HETH Jerusalem hat sich versündigt; darum muß sie sein wie ein unreines Weib. Alle, die sie ehrten, verschmähen sie jetzt, weil sie ihre B1öße sehen; sie aber seufzt und hat sich abgewendet.

PRIMA DIE  LECTIO TERTIA
JOD Der Feind hat seine Hand gelegt an alle ihre Kleinode. Ja, sie mußte zusehen, daß die Heiden in ihr Heiligtum gingen, während du geboten hast, sie sollten nicht in deine Gemeinde kommen.
CAPH Alles VoIk seufzt und geht nach Brot, es gibt seine Kleinode um Speise, um sein Leben zu erhaIten. »Ach HERR, sieh doch und schau, wie verachtet ich bin!«
LAMED Euch allen, die ihr vorübergeht, sage ich: »Schaut doch und seht, ob irgendein Schmerz ist wie mein Schmerz, der mich getroffen hat; denn der HERR hat Jammer über mich gebracht am Tage seines grimmigen Zorns. 
Jerusalem, Jerusalem, bekehre dich zu deinem Herrn!


SECUNDA DIE  LECTIO PRIMA
HETH Der HERR gedachte zu vernichten die Mauer der Tochter Zion; er hat die Meßschnur über die Mauern gezogen und seine Hand nicht abgewendet, bis ersie vertilgte. Er ließ Mauer und WaII trauern und miteinander fallen IhreTore sind tief in die Erde gesunken;er hat ihre Riegel zerbrochen und zunichte gemacht.
CAPH Ich habe mir fast die Augen ausgeweint, mein Leib tut mir weh, meinHerz ist auf die Erde ausgeschüttet über dem Jammer der Tochter meines Volks, weil die Säuglinge und Unmündigen auf den Gassen in der Stadt verschmachten.
Jerusalem, Jerusalem, bekehre dich zu deinem Herrn!

SECUNDA DIE  LECTIO SECUNDA
LAMED Zu ihren Müttern sprechen sie: Wo ist Brot und Wein?, da sie auf den Gassen in der Stadt verschmachten wie die tödlich Verwundeten und in den Armen ihrer Mütter den Geist aufgeben.
MEM. Ach du Tochter Jerusalem, wem soll ich dich vergleichen, und wie soll ich dir zureden? Du Jungfrau, Tochter Zion, wem soll ich dich vergleichen, damit ich dich tröste? Denn dein Schaden ist groß wie das Meer.Wer kann dich heilen?
NUN. Deine Propheten haben dir trügerische und törichte Gesichte verkündet und dir deine Schuld nicht offenbart, wodurch sie dein Geschick abgewandt hätten, sondern sie haben dich Worte hören lassen, die Trug waren und dich verführten.
Jerusalem, Jerusalem, bekehre dich zu deinem Herrn!

SECUNDA DIE  LECTIO TERTIA
ALEPH. Ich bin der Mann, der Elend sehen muß durch die Rute des Grimmes Gottes. Er hat seine Hand gewendet gegen mich und erhebt sie gegen mich Tag für Tag.
BETH. Er hat mich in Finsternis versetzt wie die, die längst tot sind.
GHIMEL. Und wenn ich auch schreie und rufe, so stopft er sich die Ohren zu vor meinem Gebet.
Jerusalem, Jerusalem, bekehre dich zu deinem Herrn!

TERTIA DIE  LECTIO PRIMA
HETH. Die Güte des HERRN ist’s, daß wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende,
HETH. sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß.
HETH. Der Herr ist mein Teil, spricht meine Seele; darum will ich auf ihn hoffen.
Jerusalem, Jerusalem, bekehre dich zu deinem Herrn!

TERIA DIE  LECTIO SECUNDA
ALEPH. Wie ist das Gold so ganz dunkel geworden, und das feine Gold so häßlich geworden, und wie liegen die Edelsteine an allen Straßenecken zerstreut!
BETH. Die edlen Kinder Zions, dem Golde gleich geachtet, wie sind sie nun den irdenen Töpfen gleich, die ein Töpfer macht!
GHIMEL. Auch Schakale reichen ihren Jungen die Brüste und säugen sie; aber die Tochter meines Volks ist unbarmherzig wie ein Strauß in der Wüste.
Jerusalem, Jerusalem, bekehre dich zu deinem Herrn!


TERTIA DIE  LECTIO TERTIA
Gedenke, HERR, wie es uns geht; schau und sieh an unsere Schmach!
Unser Erbe ist den Fremden zuteil geworden und unsre Häuser den Ausländern.
Wir sind Waisen und haben keinen Vater, unsre Mütter sind wie Witwen.
Jerusalem, Jerusalem, bekehre dich zu deinem Herrn!


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