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Carl Loewe, Das Sühnopfer des Neuen Bundes

(Upload von Gerhardt Marquardt)


Carl Loewe
Das Sühnopfer des Neuen Bundes

1. Teil

Einleitung
(Zu Bethanien am Grabe des Lazarus; Stimmen aus dem Volke)
Alt-Solo
Wo find´ ich ihn, der meiner Augen Licht durch Gottes Macht mir wieder gab?
Sopran-Solo
Wo find´ ich ihn, der mir den Sohn erhielt, da schon geöffnet war sein Grab?
Tenor-Solo
Wo find' ich ihn, der die verdorrte Hand am Sabbath mir gesund gemacht?
Baß-Solo
Wo find' ich ihn, der mich vom bösen Geist befreit, und Frieden mir gebracht?

Chor (Die Freunde des Lazarus)
Er, den ihr suchet, er ist hier. Der uns den Freund aus Grabesnacht erwecket hat mit großer Macht.

Choral
Gegrüßt sei, Fürst des Lebens,
Gegrüßt du Siegesheld.
Dem selbst der Tod vergebens
Den Raub verborgen hält:
Der du des Grabes Pforten
Allmächtig aufgetan,
Vergönn', o Herr, mit Worten
Des Dankes dir zu nahn.

Rezitativ (Sopran) (Salbung)
Da nun Jesus war zu Bethanien, im Hause Simonis, da Lazarus war, trat Maria zu Jesu, die Schwester des Lazarus, die hatte ein Glas mit köstlichem Wasser und goß es auf sein Haupt, da er zu Tische saß: "Jesus, treuster Seelenfreund, der du voll Erbarmen mit mir Armen um den Bruder hast geweint: nimm, ach nimm des Herzens Gabe gnädig an von deiner Magd.

Arie (Sopran}
Laß mich salben deine Füße, teurer Meister Israels, mit der Kraft und mit der Süße des geweihten Nardenöls. Wie mein Herz in Dank zerfließe, stelle dir dies Opfer dar, laß mich salben deine Füße, willig trocknet sie mein Haar."

Rezitativ und Terzett
Baß
Da das Judas sahe, wurde er unwillig und sprach: Wozu  doch dient die Verschwendung? Des Nardenöls köstlicher Wohlgeruch verduftet umsonst hier im Hause! Warum nicht lieber den Balsam verkauft um dreihundert Groschen, und das Geld den Armen gegeben?

Jünger
Wozu  doch dient die Verschwendung? Des Nardenöls köstlicher Wohlgeruch verduftet umsonst hier im Hause!

Rezitativ (Baß)
Da sprach Jesus: "Lasset Maria mit Frieden! Solches hat sie behalten zum Tage meiner Begräbnis; denn Arme habt ihr allezeit bei euch, mich aber habt ihr nicht allezeit. Wahrlich, ich sage euch: wo dies Evangelium geprediget wird in der ganzen Welt, da wird man sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie getan hat.

Choral
O du Zuflucht der Elenden.
wer hat nicht aus deinen Händen
Segen, Hülf und Heil genommen,
der gebeugt zu dir gekommen.
O laß deine Liebe decken
meiner Sünden Meng´ und Flecken,
heilge meines Herzens Triebe,
salbe sie mit deiner Liebe.

Larghetto (Einsetzung des heiligen Abendmahls zu Jerusalem.)
Duett
Baß (Petrus)
Wie der Herr es uns geheißen, haben wir das Osterlamm bereitet, und gegürtet zu dem Passahmahle, harren wir der Ankunft unsres Meisters in dem weiten lampenhellen Saale.
Alt (Johannes)
Mit dem Blute des Lammes sind besprenget die Pfosten des Hauses zum Gedächtnis der Hülfe des Herrn, denn das Zeichen des Blutes hat Israels Vater bewahrt vor dem Fuß des Verderbers. Er, der alle Erstgeburt erschlagen, da wir in Egyptens Diensthaus saßen, ging an uns, an Israel vorüber.

Chor der Apostel (Psalm 113, 1-3)
Lobet ihr Knechte des Herrn, lobet den Namen des Herrn vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang sei gelobet der Name des Herrn.

Recitativ und Chor
Baß
Und Jesus sprach: Mich hat herzlich verlanget, das Osterlamm mit euch zu essen, ehe denn ich leide. Doch wahrlich ich sage euch: einer unter euch, der mit mir isset, Wird mich verraten.
Jünger
Herr, bin ich's? Herr, wer ist's?
Baß
Der ist's, dem ich den Bissen eintauche und gebe. Des Menschen Sohn gehet zwar dahin, wie von ihm geschrieben stehet, doch wehe dem Menschen, der da verrät des Menschen Sohn, es wäre demselbigen Menschen besser, daß er nie geboren wäre. Da antwortete Judas, der ihn verriet: Bin ich es, Rabbi? Jesus sprach: Du sagst es! Was du tust, das tue bald.

Chor der Jünger (Psalm 116, 3-4)
Stricke des Todes hatten mich umfangen und Angst der Hölle hatte mich getroffen, ich kam in Jammer und Not, aber ich rief an den Namen des Herrn, Herr. Errette meine Seele.

Recitativ und Choral
Baß
Da sie aber aßen, nahm Jesus das Brot, dankete und brach's und gab's den Jüngern und sprach: Nehmet hin und esset; das ist mein Leib, der für euch gegeben wird, solches tut zu meinem Gedächtnis.
Choral
Für uns bricht er voll Huld
das Brot zum ew'gen Leben,
für uns und unsre Schuld
will er den Leib hingeben.
Baß
Und er nahm den Kelch und dankete, gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus, das ist mein Blut des neuen Testaments, welches vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden.
Choral
Uns reicht er dar den Wein,
den Kelch mit seinem Blut,
uns spricht er sündenrein,
o welche Liebesglut.

Chor (Psalm 113, 1; 116, 8; 117)
Lobet ihr Knechte des Herrn, lobet den Namen des Herrn, denn du hast meine Seele aus dem Tode gerissen, mein Auge von den Tränen, meinen Fuß vom Gleiten.
Lobet den Herrn alle Heiden, preiset ihn alle Völker, denn seine Gnade und Wahrheit waltet über uns in Ewigkeit. Amen.

Zweiter Teil

Chor und Recitativ 
Gefangennehmung (Im Garten zu Gethsemane)
Chor der hohenpriesterlichen Diener
Auf, mit Schwertern, Speer und Stangen folgt dem Judas durch die Nacht, seinen Herrn gibt er gefangen. Hoch die Fackeln, habet acht.
Baß
Alsbald trat Judas zu Jesus und sprach: Gegrüßet seist du, Rabbi. Jesus aber sprach zu ihm: Judas, verrätst du des Menschen Sohn mit einem Kuß?
Chor
Dieser ist es, bindet ihn.
Baß
Da ging Jesus zu ihnen hinaus und sprach: Wen suchet ihr?
Chor
Jesum von Nazareth.
Baß
Als nun Jesus zu ihnen sprach: Ich bin´s, wichen sie zurück und fielen zu Boden. Da fragte er sie abermals: Wen suchet ihr?
Chor
Jesum von Nazareth.
Baß
Jesus sprach: Ich hab' es euch gesagt, daß ich es sei, sucht ihr denn mich, so lasset diese gehen. Da zog Petrus sein Schwert und schlug nach des Hohenpriesters Knecht. Jesus sprach: Stecke dein Schwert in die Scheide, soll ich den Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat, oder meinest du, daß ich nicht könnte meinen Vater bitten, daß er mir sendete mehr denn zwölf Legionen Engel? Wie würde aber die Schrift erfüllet? Es muß also geschehen.
Chor der Kriegsknechte
Sind das eines Menschen Worte? Er ist ein Gott, laßt uns entfliehn. Weh uns, wie zur Todespforte führen zum Palast wir ihn.
Chor der hohenpriesterlichen Diener
Merket nicht auf seine Worte, schnell ergreift und bindet ihn. Weg, weg mit ihm von diesem Orte, das Gericht erwartet ihn.

Choral
Wenn alle untreu werden,
so bleib' ich dir doch treu.
Daß Dankbarkeit auf Erden
nicht ausgestorben sei.
Für mich umfing dich Leiden,
vergingst für mich in Schmerz,
drum geb ich dir mit Freuden
auf ewig dieses Herz.

Christus vor Caiphas (Im hohenpriesterlichen Palast)
Arie (Alt)
Heil´ge Nacht, hell von der Liebe Schein, wo der Meister sprach: "Ihr seid nun rein", da gewaschen war der Jünger Füße! Was der Schmerz um Undank und Verrat, was die Hoffnung auf der Liebe Saat, was der Glaube nur Erhabnes hat, lag vereint in seines Mundes Süße. Heil´ge Nacht, nein, grauenvolle Nacht. Ihn, der dich zur herrlichsten gemacht, lässest du verleugnen und verraten.

Rezitativ (Sopran)
Da traten herzu zweeen falsche Zeugen und sprachen:

Duett (Sopran/ Tenor)
Wir haben´s gehört, daß er gesaget hat: ich will den Tempel abbrechen, der mit Händen gemacht ist, und in dreien Tagen einen anderen bauen, der nicht mit Händen gemacht sei.

Rezitativ (Baß)
Und der Hohepriester stand auf und sprach zu ihm: Antwortest du nichts zu dem, das diese wider dich zeugen? Aber Jesus schwieg stille. Da fragte Caiphas ihn abermals und sprach: Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, daß du uns sagest, ob du seist Christus, der Sohn des Hochgelobten? Jesus sprach: Ich bin´s. Von nun an wird´s geschehen, daß ihr sehen werdet des Menschen Sohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen in den Wolken des Himmels.
Da zerriß der Hohepriester seine Kleider und sprach: Er hat Gott gelästert, was bedürfen wir weiter Zeugnis? Siehe! Jetzt habt ihr seine Gotteslästerung gehöret! Was dünket euch?

Chor der Hohenpriester und Pharisäer
Er ist des Todes schuldig.
Rezitativ (Baß)
Da das hörete Judas, sprach er: Ich habe übel getan, daß ich unschuldig Blut verraten habe, nehmet zurück die dreißig Silberlinge!
Chor der Hohenpriester
Was gehet uns das an, da siehe du zu.

Arie (Baß) (Judas)
Weh' mir, wohin soll ich entfliehn? Wer rettet mich, wer rettet ihn, den ich verriet mit einem Kuß. Weh´ mir, ich habe übel getan, daß ich unschuldig Blut verraten habe. Des Todes Stricke haben mich umfangen, und Angst der Hölle hat mich nun getroffen, ich bin in Jammer und Not. Zu spät seh' ich des Abgrunds Pforten offen, den Herrn und Meister ihn gab ich gefangen. Ich bin in Jammer und Not. Meine Behausung wird wüste werden, und das Verderben mein Erbteil sein. Unstät und flüchtig bin ich auf Erden, und es verfolgen mich Jammer und Pein. Ihn, dessen Brot ich aß, trat ich mit Füßen, o Sünde sonder Maß, nie abzubüßen. Weh' mir, ich habe übel getan, daß ich unschuldig Blut verraten habe.

Choral
Ach bleib mit deiner Gnade
bei uns Herr, Jesu Christ,
daß uns hinfort nicht schade,
des bösen Feindes List.

Recitativ (Christus vor Pilatus)
Tenor
Pilatus ging hinein in das Richthaus und rief Jesum und sprach zu ihm: Bist du der Juden König?
Baß
Jesus antwortete: Redest du das aus dir selbst, oder haben es dir andere von mir gesagt?
Tenor
Bin ich ein Jude? Dein Volk und die Hohenpriester haben dich mir überantwortet. Was hast du getan?
Baß
Mein Reich ist nicht von dieser Welt, wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darob kämpfen, daß ich den Juden nicht überantwortet würde, aber nun ist mein Reich nicht von dannen.
Tenor
So bist du dennoch ein König?
Baß
Du sagest es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt kommen, daß ich die Wahrheit zeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der höret meine Stimme.
Tenor
Was ist Wahrheit ?

Recitativ (Sopran)
Da aber Pilatus auf dem Richtstuhle saß, schickte sein Weib zu ihm und ließ ihm sagen: Habe du nichts zu schaffen mit diesem Gerechten; denn ich habe heut´ viel erlitten im Traum von seinetwegen.

Arie (Sopran)
Laß´ , o Pilatus, dich erbitten, leih´ nicht der Bosheit deine Hand, ich habe viel um ihn gelitten, den wunderbar ich nun erkannt. In voriger Nacht hat ein Traumgesicht mich zittern gemacht, o richte nicht. Die Erde erbebte, die Sonne ward schwarz, der Mond wie Blut; die Sterne fielen vom Himmel, wie von großem Winde bewegt, des Feigenbaums unreife Früchte, die Berge wichen aus ihrer Stelle. Du aber verbargest dich vor dem Zorne des Himmels in den Höhlen der Felsen, du aber rangest mit Angst und Verzweiflung, als wärest du schuldig der entsetzlichsten Tat. Laß´, o Pilatus, dich erbitten, leih' nicht der Bosheit deine Hand, ich habe viel um ihn gelitten, den wunderbar ich nun erkannt, er ist gerecht, o richte nicht, für den des Himmels Stimme spricht.

Recitativ (Tenor) (Pilatus)
Ihr Kinder Israels, ich finde keine Schuld an ihm. Ihr habt aber eine Gewohnheit, daß ich euch einen auf Ostern losgebe. Soll ich euch losgeben der Juden König?
Chor der Juden
Nicht diesen, sondern Barrabam.
Pilatus
Was soll ich denn machen mit Jesu von dem gesagt ist, er sei Christus?
Chor der Juden
Laß ihn kreuzigen.
Recitativ (Tenor)
Nun denn, ich bin unschuldig an dem Blute dieses Gerechten; sehet ihr zu!
Chor der Juden
Sein Blut komme über uns und unsre Kinder.

Arie (Alt)
Ach seht, der allen wohlgetan, er leidet Schmach, er wird verhöhnet, man legt ein Purpurkleid ihm an; man hat mit Dornen ihn gekrönet. Man speiet ihm ins Angesicht; man geißelt ihn mit scharfen Ruten, o Israel, erbebst du nicht vor deines Gottes Zornesfluten? Ach seht, der alten wohlgetan, er leidet Schmach und wird verhöhnet, man legt ein Purpurkleid ihm an, man hat mit Dornen ihn gekrönet!

Recitativ (Tenor)
Sehet, ich führe ihn heraus zu euch, daß ihr erkennet, daß ich keine Schuld an ihm finde. Seht, welch ein Mensch.
Chor
Ans Kreuz mit ihm.
Pilatus
So nehmet ihr ihn hin und kreuziget ihn. Ich finde keine Schuld an ihm.

Choral
Ein Lämmlein geht und trägt die
Schuld der Welt und ihrer Kinder,
es geht und büßet mit Geduld die
Sünden aller Sünder. Es geht dahin,
wird matt und krank, es gibt sich
auf die Würgebank, entzieht sich aller
Freuden, es nimmt an sich Schmach,
Hohn und Spott, Angst, Wunden,
Striemen, Kreuz und Tod, und spricht:
ich will´s gern leiden.

Dritter Teil

Recitativ (Tenor) (Joh. 19, 16-17)
Kreuztragung (Auf dem Weg zur Schädelstätte)
O, welch ein Anblick. Auf den wunden Schultern trägt er das schwere Kreuz den Berg hinan. Mit Blut vermischt, rinnt ihm der Schweiß vom Haupte, und ach, erdrückt von Schmerzen sinkt er hin. Er sieht sich um, ob keiner sich erbarme und hülfreich ihm die Hand entgegen strecke; doch rings umwogt von seiner Feinde Menge, späht nur umsonst sein brechend Aug umher. O haltet ein, ihr Unbarmherzigen. Ihr seht, es unterliegt der Last des Kreuzes sein heil´ger Leib, den ihr verwundet habt.

Chor der hohenpriesterlichen Diener
Hört den Simon von Kyrene, trag er selbst das Kreuz ihm nach.
Volk
Ja zwinget ihn, der das Wort ihm sprach, er selber trage das Kreuz ihm nach.

Arie (Tenor)
Ihm, der allen Gnad' erwiesen, ihm, der allen hülfreich war, ihm, dem tausend Tränen fließen, ihm, dem Retter in Gefahr: diesem König ohnegleichen trag´ ich gern das Marterholz; ladet eures Undanks Zeichen mir denn auf, es sei mein Stolz!

Chor der Zionstöchter
Fließet, ihr unaufhaltsamen Tränen in Strömen zur Erde hin. Lasset den Klagegesang ertönen, Töchter aus Zion, beweinet ihn. Ach, ans Kreuz wird er gebracht, der die Blinden wieder sehend und die Lahmen wieder gehend und die Kranken heilgemacht. Er, aus dessen reinen Händen Balsam floß auf die Elenden.

Recitativ (Baß)
Jesus aber wandte sich um und sprach zu ihnen: Ihr Töchter von Jerusalem, weinet nicht über mich, sondern weinet über euch selbst und über eure Kinder. Denn siehe, es wird die Zeit kommen, in welcher man sagen wird: Selig sind die Unfruchtbaren, und die Leiber, die nicht geboren haben, und die Brüste, die nicht gesäuget haben, dann werden sie anfangen zu sagen zu den Bergen: fallet über uns, und zu den Hügeln: decket uns. Denn so man das tut am grünen Holz, was will am dürren werden!

Kreuzigung (Auf Golgatha)
Terzett (Johannes, Jakobus, Petrus)
Den wir jüngst auf Tabors Höhen im Verklärungsglanz gesehen, den als König sie empfangen, er muß nun vom Volk verhöhnt, das mit Dornen ihn gekrönt, an dem Holz des Fluches hangen. Denn sie riefen: kreuzigt ihn, die zuvor Hosanna schrien, da sie jauchzend ihn umgaben, und hernieder trieft sein Blut, weil der argen Feinde Wut, Händ´ und Füße ihm durchgraben!

Rezitativ
Die Pharisäer
Pilatus, du hast auf´s Kreuz geschrieben: Jesus von Nazareth, der Juden König. Schreibe nicht der Juden König, sondern daß er gesaget habe: ich bin der Juden König.
Pilatus
Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben.

Chor des Volkes
Der du den Tempel Gottes zerbrichst, und bauest ihn wieder in dreien Tagen, wie fein zerbrichst du ihn nun! Bist du Gottes Sohn, so hilf dir selber und steige herab vom Kreuz. Andern hat er geholfen und kann sich selber nicht helfen. Ist er der König von Israel, so steige er nun vom Kreuz, so wollen wir ihm glauben. Er hat Gott vertraut, und der erlöse ihn nun, lüstet es ihn, denn er hat gesagt: ich bin Gottes Sohn!

Rezitativ und Duett
Baß
Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.
Tenor
Aber der Übeltäter einer, die da gehenkt waren, lästerte ihn und sprach: Bist du Christus, so hilf dir selbst und uns! Da antwortete der andere, strafte ihn und sprach: Und du fürchtetst dich auch nicht vor Gott, der du doch in gleicher verdammnis bist, und zwar wir sind billig darinnen, denn wir empfahn, was unsre Taten wert sind, dieser aber hat nichts Sträfliches getan. Und er sprach zu Jesus: Herr, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst!
Baß
Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir, du wirst noch heute mit mir im Paradiese sein.

Choral
Seht die Mutter bang und klagend,
seufzend, weinend und verzagend
unterm Kreuz des Sohnes stehn.
Mit zerrißnem Mutterherzen
fühlt sie nun das Schwert der Schmerzen
tief durch ihre Seele gehn.

Rezitativ (Baß)
Jesus aber spricht zu seiner Mutter: "Weib, siehe, das ist dein Sohn!" Und zu dem Jünger, den er lieb hatte: "Siehe, das ist deine Mutter!"

Chor (Jünger des Herrn)
Finsternis bedeckt das Land, wahrlich, das ist Gottes Hand, Nacht und Schrecken der Verdammnis lagern sich ums Kreuz des Herrn, und in dieser düstern Stunde sind ihm Trost und Hülfe fern!

Arioso und Chor
Sopran (Maria Magdalena)
Sein Auge das mich angeblickt voll Gnaden, sein mitleidsvolles Auge bricht. Von Blut entstellt, von Schmerzen überladen ist des Erbarmers Angesicht! Verschmachten muß, der Heil gebracht und Leben, und niemand eilt, Erquickung ihm zu geben.
Chor (Die Töchter von Zion)
Verschmachten muß, der Heil gebracht und Leben, und niemand eilt, Erquickung ihm zu geben.

Rezitativ (Baß)
Darnach, als Jesus wußte, daß schon alles vollbracht war, spricht er: "Mich dürstet."

Choral
Großer Friedefürst,
Wie hast du gedürst´t
Nach der Menschen Heil und Leben
Und dich in den Tod gegeben,
Wie du riefst: "mich dürst´t."
Großer Friedefürst.

Recitativ 
Alt
Einen Schwamm mit Essig füllet einer nun von seinen Mördern, und gelegt um einen Ysop, hält er es ihm spottend hin.
Baß
Da nun Jesus den Essig genommen hatte, rief er: "Es ist vollbracht. Vater, in deine Hände befehl ich meinen Geist." Und als er das gesagt, verschied er.

Chor
Des Tempels Vorhang ist zerrissen, der Gnadenthron, er ist enthüllt, daß auch die Steine reden müssen, das Wort der Schrift, es ist erfüllt, die Erde bebt, die Felsen krachen, auf tun sich die Gräber, die Toten erwachen.

Baß (Der Hauptmann der Kriegsknechte)
Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen.

Chor der auferstandenen Heiligen
Das Lamm, das erwürgt ist, ist würdig zu nehmen Kraft und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Preis und Lob von Ewigkeit zu Ewigkeit!

Duett (Tenor und Baß) (Joseph von Arimathia und Nicodemus)
(Grablegung im Garten des Josef zu Arimathia)
Mein eigen Grab will ich ihm weihen, drin niemand je geleget war. Den süßen Duft der Spezereien bringt ihm mein trauernd Herze dar. Wir hüllen deines Geistes Hülle mit Schmerzen nun in Linnen ein und senken weinend sie und stille wie heil´ge Saat in's Grab hinein. So ruhe denn und schlaf in Frieden, du Fels des Heils im Felsen hier. Ein Dornenkranz ward dir hinieden, dort bringen Engel Palmen dir.

Chor der Zionstöchter
Einst lagst du auch gehüllt in weiße Linnen, 
als man zum Bett das Kripplein dir gemacht, 
da haben dir die Kön´ge von Arabien 
Weihrauch und Gold und Myrrhen dargebracht.
Jetzt fandest du, gehüllt in weiße Linnen,
ein Ruhebett in stiller Grabesnacht,
und Liebe hat dir, König aller Könige,
die Spezerein Arabiens darbracht.

Schlußchor
Es wird gesäet verweslich und wird auferstehen unverweslich, wenn aber das Verwesliche wird anziehen das Unverwesliche, und das Sterbliche wird anziehen die Unsterblichkeit, dann wird erfüllet werden das Wort, das geschrieben steht: Der Tod ist verschlungen in den Sieg, Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gegeben hat durch unsern Herren Jesum Christum. Amen.




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