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B E N J A M I N B R I T T E N: S A I N T  N I C O L A S(op. 42)
(komponiert 1948)



1. E i n l e i t u n g

Chor:
Wir stehn geblendet
vor dem Glanz deiner Gestalt.
Das Bischofskleid, die Mitra und das Kreuz von Gold
verhüllen deine Schlichtheit, heil’ger Mann.
Leg ab die Glorie, Nicolas, Nicolas, und sprich, sprich, sprich!
Nicolas:
Seht, über die lange Zeit von sechzehnhundert Jahren
komm ich und steh in Andacht mit euch,
wie ich stand inmitten treuer Gemeinde damals ... lang ist’s her ...
Die einst mit mir knieten, sind nicht mehr.
Ihr Nam’ ist Staub und unbekannt ihr Grab.
Jedoch ihr kraftvoll heilger Glaube lebt in euch!
Er überdauert alle Zeit in euch!
In euch steht er wie Eichen fest.
Wenn ihr in laßt, welkt er wie Gras dahin.
Bewahrt den Glauben fest, für den die Väter gekämpft!
Den Glauben, der bewährt ward in Jahrhunderten
durch vieler Märtyrer Tod, aufdaß Ihr Gott verehrt.
Chor:
Hilf uns, Gott!
Laß finden uns den Weg,
der führt von Lieb zu größ’rer Lieb,
von Glaub’ zu größerm Glaub.
Stärke uns, o Herr!
Gib uns die Kraft, zu dienen dir ohn Unterlaß.

2. D i e G e b u r t d e s N i c o l a s

Chor:
Nicolas, geborn in Antwort auf Gebet, -, -,
erblickt das Licht der Welt und schreit sogleich:
Knabe Nicolas:
Lobet Gott, den Herrn!
Chor:
Babybett und Windeln sind für ihn bereit, ja-, ja-,
doch Nicolas klatscht in die Händ und ruft:
Knabe Nicolas:
Lobet Gott, den Herrn!
Chor:
Fröhlich und voll Unschuld nackt und blond er steht, -, -,
er singt und jubelt mit den Eltern laut:
Knabe Nicolas:
Lobet Gott, den Herrn!
Chor:
Badewasser plätschert, für Nicolas bereit, -, -,
und strampelnd und voll Lust hebt er die Stimm:
Knabe Nicolas:
Lobet Gott, den Herrn!
Chor:
Als er kam zur Tauf’ zur Weihnachtszeit, -, -,
zum Taufstein klettert er allein hinauf:
Knabe Nicolas:
Lobet Gott, den Herrn!
Chor:
Fromme knieten hin, zu beten mit ihm, -, -,
in Gnaden wuchs und leuchtete sein Stern:
Knabe Nicolas:
Lobet Gott, den Herrn!
Chor:
Nicolas’ Ruhm in Unschuld strahlte hell, -, ja hell,
und regenbogengleich der Ruf zog durch das Land ,- :
Nicolas wird heilig einst, Nicolas wird heilig einst,
er wird heilig einst, so klang’s von nah und fern:
Junger Mann Nicolas:
Lobet Gott, den Herrn!

3. N i c o l a s e r z ä h l t , w i e e r s e i n L e b e n G o t t w e i h t e

Nicolas:
Die Eltern starben.
Allzu früh verlor ich Ruh’ und Schönheit ihres Heims.
Ich sah die weite Welt des Menschen an.
O Mensch!
Ich fand ihn einsam und arm, voller Zweifel, zum Tod nur geborn,
in ewig gleicher Furcht vor ewig gleichem Tod,
ein Spielball seiner Zeit, Verwesung stets das End’,
ohne Hoffnung - doch trotzend Gott.
Herzweh erhofft ich das Elend seiner Armut zu verhüllen nun.
Ich gab mein Land den Armen hin, gab alles für Barmherzigkeit:
doch Lieb verlangte mehr.
Herzweh warf ich von mir Zerstreuung, die den Sinn verwirrt.
Ergeben Gottes Willen nur, stieß ich mein Glück
weit fort von mir: doch Lieb verlangte mehr.
Herzweh fleht ich zu Gott, zu läutern meine Seel, -,
zu sein mein einz’ger Freund, mein Herr und Halt.
Ich bat um süße Demütigkeit:
die Liebe war gestillt.

4. N i c o l a s f ä h r t n a c h P a l ä s t i n a

Chor:
Nicolas fuhr ins heil’ge Land, weit übers sonnige Meer.
Der Südwind blies so leicht und lind, Möwen schaukelten im Wind
und würzig wehte es her.
Jedermann fühlt das Land in Sicht, Gefahren drohn nicht mehr,
nur Nicolas kniet im Gebet andachtsvoll, o seht,
allein auf dem Schiff im Meer.
Das Volk verhöhnte Nicolas, er achtet nicht den Spott,
bis dann die Sonne unterging und er zu predigen anfing,
sie sollten loben Gott.
Nicolas sprach und prophezeit: „Ein Sturmwind ist schon nah!"
Die Mannschaft lachte über ihn:
„Wenn Mond und Stern am Himmel stehn, ists Unsinn!" sagten sie da.
Dunkelheit brach gar bald herein, doch noch der Südwind blies.
Der Kapitän legt sich zur Nacht
und gab dem Steuermann die Wacht, den Kurs er ihm überließ.
Nicolas droht im Strafe an, weil er den Herrn verlacht’.
Der Wind hob sich, der Donner grollt, Blitz folgt Blitz,
die Woge rollt in wildem Schwall durch die Nacht.
Voll Majestät der Wasserschwall zerfällt, das Schiff, es wankt
zurück, voraus, nach rechts, nach links.
Blitze zucken drüber hin. „Wir sind verloren all!"
Seitenchor:
Blitze zucken durch die Nacht, blendend durch des Lichtes Macht!
Männerchor:
Schon uns! Pumpen an! Hilf uns! Pumpen an! Retter! Axt her! Ah!
Seitenchor:
Wind und Sturm durchheult die Nacht in wilder Elemente Schlacht.
Männerchor:
Schon uns! Boote! Hilf uns! Botte! Boote setzt ab! Retter!
Seitenchor:
Wellen schlagen wild empor! Rauschen den Vernichtungschor! Ah!
Männerchor:
Laßt sie laufen vor dem Wind! Segel refft! Refft sie! Drehet bei!
Seitenchor:
Donner schlägt den Himmel offen! Tötet alles letzte Hoffen! Ah!
Männerchor:
Fleht zu Gott! Kniet und betet!
Seitenchor:
Blitze, Donner, Sturm und Meere, alles wirkt zu Gottes Ehre.
Männerchor:
Nicolas wartet voll Geduld, bis alle niederknien,
dann beugt auch er voll Dankbarkeit Haupt und Knie:
„Sie sind bereit! O laß den Sturm verziehn!"
Nicolas:
O Gott, wir sind schwach und sündig, voller Fehl.
Aus Furcht und Not dringt unser Ruf zu Dir. 
Nur Tod und Krankheit lehrt beten uns.
Und das Gewissen - ach -, es schläft zu leicht,
vergessend deine Gnad.
Hilf uns, o Gott, und mach uns sehend.
Zähm das trotz’ge Herz.
Lehr uns Bescheidenheit und Opfermut aus Dankbarkeit zu dir.
Erbarm dich uns’rer Einfalt.
Denn wahrlich, einfältig sind wir vor deinem Aug’.
Männerchor:
Amen.
Nicolas:
Und Wind und Wellen legten sich, die See war ruhig und klar.
Das Schiff fuhr weiter ohne Leid,
und alles sang voll Dankbarkeit des Schöpfers Lob und Preis.
Im Schlaf die Mannschaft nun vereint, vergaß der Angst und Not,
indes voll Inbrunst ich vor Gott gekniet,
der Engel Schar vom Himmel sieht
und lächelt mir: ich weint, weint, ich weint.

5. N i c o l a s k o m m t n a c h M y r a u n d w i r d B i s c h o f

Chor:
Komm, fremder heilger Mann, gesandt von Gott!
Dien dieser Diözes und unsrer Kirche
als Bischof Nicolas, stärk uns, schirm uns, bring uns Fried!
Nicolas:
Ich, Nicolas, Bischof von Myra und der Diözese
will mit nimmermüder Gnad des Herrn schützen seine Gemeinde, 
trösten die Witwen und Waisen, und will dienen euch,
Gottes heilgem Volk.
Chor:
Amen.
Seitenchor:
Setz die Mitra dir auf Haupt, daß deine Macht wird offenbar.
Trag das goldne Kleid, das für dich zeugt als Christi Diener hier.
Im Talar erscheine, drin verwoben ist des Glaubens Kreuz.
Trag den Hirtenstab und weide damit deine Herde.
Steck den Ring an deine Hand,
als Zeichen deiner Kraft und deiner Einigkeit mit Gott.
Chor:
Gib uns Kraft, zu gehn auf Gottes Weg.
Choral:
Lobt Gott, den Herrn der Herrlichkeit, ihr, seine Knechte, steht geweiht
zu seinem Dienste Tag und Nacht, lobsinget seiner Ehr und Macht.
Hebt eure Hände auf und geht zum Throne seiner Majestät
in eures Gottes Heiligtum. Bringt seinem Namen Preis und Ruhm.
Gott heilge dich in seinem Haus und segne dich von Zion aus,
der Himmel schuf und Erd und Meer. Jauchzt, er ist aller Herren Herr.
Amen.

6. N i c o l a s i m G e f ä n g n i s

Nicolas:
Doch Verfolgung kam über die Kirche und macht sie stumm.
Acht bange Jahre litt sie unter Roms Gewalt.
Da band man mich, ich war verdammt, zu zelebriern
die heilge Mess’ in Kerkers Nacht.
Und Wölfe drangen in die Herde ein.

O Mensch! Ein Königreich sollt sein dir diese Welt,
paradiesesgleich in Lieblichkeit.
Die Sterne leuchten dir, dir singt der Engel Schar.
Doch du willst eigne Wege gehn.
Du Mensch zerstörst dich selbst, der Sünde Pein dich freut,
für den Himmelsschatz tauschst Kummer du,
die schönen Kirchen füllst du nur mit Fäulnis aus.
So lebst du in Verwilderung!

Doch Christ ist dein! Dein! für dich er lebt und litt.
Dir zum Segen kam zur Erd der Gottessohn: Er bracht dir Leben.
Doch du, du kreuzigst ihn, enthüllst deine Verwilderung.
Laß, laß von der Sünde ab, ach, beug tief das harte, stumpfe Herz.
Bekenn, bekenn, bekenne dich zu ihm in Reue.
Demütig weih dein Leben ihm und seiner Heiligkeit.

7. N i c o l a s e r w e c k t d r e i K n a b e n z u m L e b e n

Chor:
Hungersnot bedrückt das Land, Mangel leidet alles Volk,
Schnee und Kälte überall, wie hart ist unser Los!
Mühsam schleppen wir uns fort, suchen unentwegt nach Brot,
Tag für Tag, ohn Hoffnung bald, wie hart ist unser Los!
Seitenchor:
Habt ihr, o Leute, nicht gesehn unsere kleinen Kinderlein?
Timothy, Mark und John sind fort, sind fort, -, -!
Chor:
Reicher Bauer, nimm dies Geld, gib Kartoffeln uns und Fleisch.
Hab Erbarmen mit uns doch, denn hart ist unser Los!
Seitenchor:
Tag für Tag schon suchen wir unsere liebe Kinderschar.
Timothy, Mark und John sind fort, sind fort, -, -!
Chor:
Hier, ihr Leute, habt ihr Fleisch,
setzt auch her und eßt euch satt!
Kommt, Herr Bischof, ich weiß wohl, sehr hart ist euer Los.
Seitenchor:
Du, Maria, hast gesucht mit Schmerzen einst das Jesuskind,
Timothy, Mark und John sind fort, sind fort, -, -!
Chor:
Kommt, Herr Bischof, eßt mit uns! Nehmet Fleisch!
Nicolas:
O kostet nicht! Erlabt euch nicht in Sünd!
Errettet erst die Seelen in Not! Der Mutter Ruf ist voller Qual,
hier liegen drei im Haus, die ihre Mutter sucht.
Timothy, Mark und John, kehrt in euren Leib zurück!
Kommt herauf aus schwarzem Nichts! Kommt, kommt, kommt, kommt!
Chor:
Seht, seht, drei Knaben stehen auf,
die eben noch die Todesstarre kalt umfing.
Sie singen Hand in Hand mit neuer Stimm:
Halleluja, Halleluja dem Herrn!
Alle:
Halleluja!

8. D e s N i c o l a s F r ö m m i g k e i t u n d W e r k e

Chor:
Der fromme Bischof Nicolas, er lebt bei uns
als treuer Hirt und weiser Freund an vierzig Jahr.
Ihn riefen wir in Glück und Leid,
in Furcht vor Hunger und Gefahr, in aller Not: daß er uns dien.
Er führte uns zum Leben in Gemeinschaft mit dem Herrn.
Er lehrt uns leben frei von Sünd und Schuld.
Verschwenderisch war seine Lieb!
Ein Vorbild in der Demut gegen Gott, voll Segen jede Tat!
Drum ehren wir sein Angedenken legendengleich
und unsre Kind- und Kindeskinder lieben ihn.
Gefangen lag im Heidenland ein Mann und weinte sehr.
„O, Nicolas ist hier, mein Sohn, und bringt dich heil zurück!"
„Füllt meinen Sack mit Korn!" sprach er, „wir leiden Hungersnot!"
Und aus dem einen Sack mit Korn macht er für alle Brot.
Drei Töchter eines Christenmanns zur Schande warn geraubt.
Der Bischof kauft sie frei und führt sie zu den Eltern heim.
Drei Männer knien in Todesangst, ihr Haupt liegt auf dem Block.
Doch Nicolas hält auf das Beil und rettet sie vor dem Tod.
„O, hilf uns, guter Nicolas, das Schiff versinkt im Meer!"
Er stillt des Sturmes Urgewalt und hemmt des Wassers Schwall.
Als einstens alle Bischöf in Nizäa hielten Rat,
kämpft Nicolas für Gottes Sohn, bringt Arius zu Fall.
Er drohte Kaiser Konstantin mit Fluch und Acht und Bann,
bis Konstantin sich vor Gott beugt und ablegt seinen Stolz.
Der Legenden frommer Sinn weiset uns auf Christus hin.
Drum ehren wir sein Angedenken legendengleich
und unsre Kind - und Kindeskinder lieben ihn.

9. D e r T o d d e s N i c o l a s

 Nicolas:
Tod, ich hör dein Mahnen,
und ich komme gern.
Mein Leben ist vorbei.
Und ach, mein Seel ist voll von Lieb,
voll von Lieb
zu ihm, der alles Sehnen stillt.
Herr, ich komm zu dir,
zur Ewigkeit.
Ich geh vom Elend dieser Welt
zum Licht in deiner ewgen Huld,
zu stehn vor deinem Angesicht.
        
Herr, o nimm mich an,
sei gnädig mir,
Gott, dessen Nam ich preise 
für und für,
der lebt und starb für mich.
Und sterbend, sterbend, sterbend,
sterbend dir ergeb ich mich


Herr, nun läßt du deinen
Diener in Frieden fahrn
wie du gesaget hast.
Denn die Augen mein
sahn den Heiland, den du hast bereitet,
bereitet vor allen Völkern,
zu sein ein Licht,
die Heiden zu erleuchten,
und zum Preis, zum Preise
deines Volkes Israel.
Gloria sei dem Vate
und auch dem Sohn
und auch dem Heilgen Geist.
Wie im Anfang, so auch
jetzt und allzeit und von
Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen


Choral:
        Herr, unerforschlich ist der Weg, den deine Wunder gehn.
Die Wogen überschreitest du, läßt Stürme stille stehn.
        In deiner Unergründlichkeit liegt deines Willens Macht.
Du herrschst in alle Ewigkeit durch deiner Werke Pracht.
        Ihr Heilgen, fasset neuen Mut, wenn euch der Sturm bedroht!
Gott, der voll Gnaden Wunder tut, er hilft aus aller Not.
        Amen.




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