Il Combattimento di Tancredi e Clorinda (Monteverdi)
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Il Combattimento di Tancredi e Clorinda (Monteverdi)

Claudio Monteverdi
Il combattimento di Tancredi e Clorinda

Tancredi, der Clorinda für einen Mann hält,
Will sie auf die Waffenprobe stellen.
Sie schreitet um den Berggipfel herum
Auf ein anderes Stadttor zu, wo sie hineinzugehen sich anschickt.
Er folgt ihr derart ungestüm, daß viel früher,
Als er sie erreicht, seine Rüstung zu hören ist,
Und sie sich umdreht und ruft: "Du da, was bringst du,
Der du so läufst?" Er antwortete: "Krieg oder Tod."

"Krieg und Tod sollst du haben", sagte sie, "ich habe nichts dagegen,
Ihn dir zu geben, wenn du ihn suchst und still stehenbleibst."
Und Tancredi, der seinen Feind zu Fuß gesehen hat,
Will nicht zu Pferd kämpfen und steigt ab.
Beide greifen zu den scharfen Schwertern
Und reizen ihren Stolz und entflammen ihren Zorn
Und gehen sich entgegen mit verhaltenen, langsamen Schritten
Wie zwei lauernde, wutentbrannte Stiere.

Nacht, die du in deiner tiefen, dunklen Brust
Und in Vergessenheit eine so bedeutende Tat einschlossest
(Würdig des hellen Sonnenlichts, würdig eines vollen Theaters wären so bemerkenswerte Taten),
Möge es dir gefallen, daß  ich sie von dort hervorhole, und im hellen Licht
Künftigen Generationen erzähle und überliefere.
Möge ihr Ruhm leben; und unter ihren Heldentaten
Leuchte aus deinen Dunstschleiern die edle Erinnerung.

Nicht ausweichen, nicht abwehren und nicht zurückweichen
Wollen sie, noch spielt Geschicklichkeit hier mit,
Sie teilen die Schläge nicht mal vorgetäuscht, mal voll, mal knapp aus,
Die Dunkelheit und ihre Wut verhindern jede Kampfeskunst.
Hör ihre Schwerter schrecklich klirren
In der Mitte der Klinge, und jeder bleibt dem andern auf den Fersen,
Immer stehen sie auf festen Füßen und halten ihre Hände immer in Bewegung,
Und kein Schlag fährt vergeblich nieder, kein Stich trifft ins Leere.

Schmähworte reizen die Feindseligkeit zur Rache,
Und die Rache erneuert drauf die Beleidigung,
Weshalb es zum Verletzen und zum Hasten
Immer neuen Anreiz gibt und immer neue Wunden.
Mit der Zeit teilen sie immer mehr Schläge aus, und enger
Wird der Kampf, und das Schwert ist nicht mehr angebracht;
Sie schlagen sich mit den Schwertknäufen, und wild und grausam
Stoßen sie mit den Helmen und Schilden aufeinander.

Dreimal preßt der Ritter die Frau an seine Brust
Mit seinen starken Armen, und ebensooft
Befreit sie sich aus diesen festen Umarmungen,
Umarmungen eines wilden Feindes und nicht eines Liebhabers.
Sie greifen erneut zu den Schwertern und beflecken es beide
Mit viel Blut; und müde und außer Atem
Ziehen sich beide schließlich zurück
Und erholen sich nach dem mühevollen Kampf.

Sie blicken sich gegenseitig an und stützen ihre matten Körper
Schwer auf den Schwertknauf.
Schon verlöscht das Licht des letzten Sterns
Im ersten Morgenlicht, das sich im Osten zeigt.
Tancredi sieht mehr Blut
An seinem Feind, und sieht sich selbst nicht so sehr verletzt.
Er freut sich und wird stolz. O unser törichter
Sinn, der jeden Glückshauch gleich verherrlichen muß!

Armseliger! Woran hast du Gefallen? O wie traurig
Werden die Triumphe sein und wie unglücklich dein Grund zur Prahlerei!
Deine Augen werden (wenn du am Leben bleibst)
Jeden Tropfen dieses Blutes mit einem Meer von Tränen bezahlen.
So, schweigend und sich anstarrend, unterbrachen diese
Blutüberströmten Krieger einige Zeit ihren Kampf.
Tancredi schließlich brach das Schweigen und sprach,
Auf daß einer dem anderen seinen Namen entdecke:

"Es ist wohl unser Mißgeschick, daß wir hier
So große Tapferkeit beweisen, wo Schweigen sie verdeckt.
Doch da ein feindliches Schicksal uns
Lob und Zeugnis, die der Tat würdig wären, versagt,
Bitte ich dich (wenn Bitten im Kampf Platz haben),
Mir deinen Namen und deinen Stand zu enthüllen,
Damit ich wissen möge, ob als Besiegter oder als Sieger,
Wer mich mit Tod oder Leben beehrt."

Wild erwiderte sie: "Umsonst fragst du
Nach dem, was ich gewöhnlich nicht kundtue.
Doch wer auch immer ich sei, du siehst vor dir
Einen der beiden, die den großen Turm in Brand setzten."
Vor Wut brannte Tancredi bei diesen Worten:
"In einem ungünstigen Augenblick hast du dies gesagt.
Dein Reden und dein Schweigen reizt mich gleichermaßen,
Unhöflicher Barbar, zur Rache."

Der Zorn kehrt in ihre Herzen zurück und treibt sie,
Obgleich sie schwach sind, zum Kampf. Ach wilder Streit!
Wo die Kampfeskunst darniederliegt und die Kraft schon gebrochen ist,
Wo statt dessen beider Wut den Kampf bestimmt.
Ach, welche blutigen, klaffenden Wunden
Schlagen beide Schwerter, wo immer sie
In die Rüstung und ins Fleisch treffen! Und wenn das Leben
Nicht schwindet, so nur, weil Zorn es in der Brust zurückhält.

Doch sieh, nun ist die Schicksalsstunde gekommen,
Da Clorindas Leben zu Ende gehen muß.
Er stößt die Spitze seines Schwertes in ihre schöne Brust,
Die dort tief eindringt und das Blut begierig trinkt,
Und das goldbestickte Gewand,
Das die Brüste sanft und leicht umschloß,
Tränkt es mit einem warmen Strom. Sie fühlt schon
Den Tod nahe, und der Fuß wird schwach und matt.

Er treibt seinen Sieg zum Ende und setzt
Der durchbohrten Jungfrau drohend nach und bedrängt sie.
Sie sprach im Fallen mit gequälter Stimme
Die letzten Worte:
Worte, die ein neuer Geist ihr eingibt,
Der Geist des Glaubens, der Liebe, der Hoffnung,
Tugenden, die Gott ihr eingibt, und wenn sie rebellisch
Im Leben war, so will er sie im Tod als sein Geschöpf.

"Freund, du hast gesiegt: Ich vergebe dir – vergib
Auch du, nicht dem Leib, der nichts fürchtet,
Aber der Seele: Ach, bete für sie und gib mir
Die Taufe, die all meine Schuld fortwäscht."
In diesen sehnsuchtsvollen Worten klingt
Etwas so Wehmütiges und Süßes,
Daß es ihm das Herz anrührt und seinen Zorn dämpft
Und ihm die Tränen in die Augen treibt.

Und nicht weit entfernt am Fuße eines Berges
Quoll murmelnd ein kleiner Bach hervor.
Er lief dorthin und füllte seinen Helm an der Quelle
Und kehrte traurig zu seiner großen, frommen Aufgabe zurück.
Er fühlte seine Hand zittern, während er die unbekannte Stirn
Freimacht und entblößt.
Er sah sie und erkannte sie: und erstarrte
Ohne Sprache und Bewegung. O welch Anblick! O welche Erkenntnis!

Doch starb er nicht, weil er seine ganze Kraft zusammennahm
In diesem Zeitpunkt, und sie in seinem Herzen bewachte.
Und seinen Schmerz bezähmend gab er ihr
Das Leben mit dem Wasser, die er mit dem Schwert tötete.
Während er die heiligen Worte sprach,
Wurde sie von Freude durchdrungen und lächelte:
Und im Sterben schien sie froh und lebhaft
Zu sagen: "Der Himmel öffnet sich, ich gehe in Frieden."

(Torquato Tasso (1544-1595)
"La Gerusalemme liberata" (1575)
Canto XII, 52-62; 64-68




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